Vergessen: Synthetische Polymere
Synthetische Polymere stellen neben Mikroplastik, die definitionsgemäß feste Kunststoffpartikel bis 5 mm sind, eine weitere Form von Kunststoffen dar, die in Kosmetika und Pflegeprodukten wie z. B. Schampoos und Duschgelen als Peeling-, Verdickungs- und Bindemittel verwendet werden. Die künstlich hergestellten Polymere kommen in flüssiger, gel- oder wachsartiger Form vor und sind Ketten, die aus sich stets wiederholenden chemischen Einheiten bestehen. Viele von Ihnen basieren auf petrobasierten Rohstoffen, also Erdöl und Erdgas. Sie sind – im Gegensatz zu den biologischen Polymeren wie z. B. Zellulose, Gelatine oder Stärke – nur sehr schwer bis gar nicht biologisch abbaubar, gelangen nahezu vollständig ins Abwasser und akkumulieren daher möglicherweise ebenso in der Umwelt wie Mikroplastik. Ihr Anteil wird um Faktor 50 mal größer, als der entsprechende Anteil Mikroplastik geschätzt.
Bisher sind keine negativen Auswirkungen auf die Gesundheit und Umwelt durch synthetische Polymere bekannt. Der Grund: Es gibt kaum Studien zu diesen Stoffen. Zu vereinzelten Stoffen sind bei ECHA (European Chemicals Agency) keine ausreichenden Informationen zu finden.
Synthetische Polymere standen daher bisher, im Gegensatz zu Mikroplastik, nicht im Fokus der Diskussion. Die meisten dieser Verbindungen sind unter REACH, der EU-Chemikalienverordnung, nicht registrierungspflichtig, da sie nicht in fester Form vorliegen. In der UMSICHT-Studie wird dies mit dem Umstand erklärt, dass die von synthetischen Polymeren möglicherweise ausgehenden Gefahren erst durch Studien belegt werden müssen, um in die Liste der zu regulierenden Chemikalien aufgenommen zu werden. Dabei würde die Tatsache außer Acht gelassen, dass viele dieser Stoffe nicht biologisch abbaubar seien. Synthetische Polymere werden daher in der Studie als unterreguliert bezeichnet.
Im September 2019 stellte die Hessische Landesregierung den Antrag „Flüssiges und gelöstes Plastik vermeiden – Für eine umfassende Strategie zur Reduktion schwer abbaubarer Polymere“ an den Bundesrat. Dieser Antrag wurde vom Umweltausschuss und dem Europaausschuss des Bundesrates befürwortet, vom Wirtschaftsausschuss des Bundesrates hingegen abgelehnt. Das Bundesland Hessen zog daraufhin seinen Antrag wieder zurück.
Zu den bekanntesten synthetischen Polymeren, welche zum Teil auch in Externa zu finden sind, gehören:
- Acrylate Copolymer (AC)
- Acrylate Crosspolymer (ACS)
- Nylon-12
- Nylon-6
- Ethylen-Vinylacetat-Copolymere (EVA)
- Polyethylen (PE)
- Polypropylen (PP)
- Polyamid (PA): Hautirritationen, kann Allergien auslösen, schädlich für Augen
- Polyquaternium (PQ): Sammelbezeichnung für eine Vielzahl von organischen Verbindungen. Manche verursachen Hautirritationen, andere sind toxisch für aquatische Organismen.
- Polystyrene (PS)
- Polyurethane (PUR)
© Dr. med. Dipl. Biol. Susanne Saha 04/2021