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Fact Sheet: Zusammenfassung der Studie: Verpackungswende jetzt!

So gelingt der Wandel zu einer Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe in Deutschland

Eine Studie des WWF Deutschland und SYSTEMIQ vom August 2021

Die Studie beleuchtet die Nachteile der linearen Kunststoffwirtschaft und schildert Instrumente und Maßnahmen, wie der Wandel zur Kreislaufwirtschaft mit dem Ziel der Reduktion von Umweltverschmutzung und deutlichen Senkung der Treibhausgasemissionen gelingen kann.

Im Folgenden wurden Informationen, Daten und Umsetzungsmaßnahmen aus der Studie zitiert bzw. sinngemäß zusammengefasst:

Bis zum Jahr 2040 soll sich die weltweite Kunststoffproduktion Prognosen zufolge verdoppeln, der Kunststoffeintrag in die Umwelt verdreifachen und das Kunststoffvorkommen im Meer vervierfachen.

Kunststoffverpackungen machen heute einen großen Teil des Kunststoffverbrauchs (27%), der Kunststoffabfälle (59%) und der Treibhausgasemissionen (15,3 Mio. Tonnen CO2 -Äquivalente pro Jahr) aus.

Schätzungen zufolge verbraucht die Kunststoffindustrie weltweit bis zu 19% des verfügbaren CO2-Budgets, das nicht überschritten werden darf, damit das im Pariser Klimaschutzabkommen festgelegte 1,5-Grad-Ziel erreicht wird.

95% des Wertes von Verpackungen gehen nach einem kurzen Nutzungszyklus verloren. Das entspricht einer Summe von jährlich 80 bis 120 Mrd. US-Dollar. Mit jährlich 38 kg verbrauchter Verpackungen pro Kopf liegt Deutschland deutlich über dem europäischen Durchschnitt.

Die lineare Kunststoffwirtschaft – derzeitiger Ist-Zustand:

  • 2019 wurden in Deutschland 14,2 Mio. Tonnen Kunststoff verarbeitet, von denen 12,1 Mio. Tonnen im Inland verbraucht wurden.
  • 89% aller Kunststoffverpackungen bestehen aus Neumaterial.
  • 50% der Verpackungsabfälle werden energetisch verwendet. Jährliches Verbrennungsvolumen von 1,6 Mio. Tonnen Kunststoffverpackungen im Wert von 3,8 Mrd. Euro.
  • Von 50% nicht verbrannten Kunststoffen werden 18% exportiert.
  • Weitere 10% werden im offenen Kreislauf recycelt und gehen nach kurzem Nutzungszyklus verloren.
  • 33% der Verpackungen in Deutschland sind nicht recyclingfähig.

Wenn kein Systemwandel in der Kunststoffwirtschaft eintritt:

Es wird geschätzt, dass bei der Herstellung von Kunststoffverpackungen und bei der Abfallbeseitigung zunehmend Treibhausgasemissionen freigesetzt werden. In dem Szenario „Weiter wie bisher“ ist ein mäßiges Wachstum der Kunststoffmengen für Verpackungen von ca. 0,6% pro Jahr bzw. 14% bis 2040 zu erwarten

  • Entstehung von 329 Mio. Tonnen Treibhausgase zwischen 2019 und 2040.
  • Prognose: Mehr als 17,2 Mio. Tonnen Treibhausgase im Jahr 2040 die durch Plastikverpackungen während ihres Produktlebenszyklus und nach dessen Ende verursacht werden.

Das entspricht fast 5% des deutschen Emissionsbudgets (375 Mio. Tonnen im Jahr 2040), mit dem sich das 1,5-Grad-Ziel aus dem Pariser Klimaabkommen einhalten lässt.

Deutschland kann jedoch bis 2040 das Volumen aller Kunststoffabfälle um 40%, den Neuplastikverbrauch um über 60% und die energetische Verwertung um über 70% verringern. 

Ein Systemwandel zur Kreislaufwirtschaft bewirkt:

  • Die Senkung der in Systemwandel der Verbrennungsrate um 73 %
  • Das Sinken der Nachfrage nach Neuplastik um 64 %

 

Bis 2040 können 20 Mio. Tonnen Neuplastik (entspricht mehr als sechs Jahre Kunststoff-Verpackungsverbrauch) und mehr als 68 Mio. Tonnen Treibhausgasemissionen eingespart werden. Der systemische Nutzen bis 2040 läge bei fast einer Mrd. Euro.

Wie kann ein Systemwandel erreicht werden?

Bestehende Verpflichtungen (inkl. verbindlicher politischer Vorschriften und freiwilliger Initiativen der Industrie) reichen aktuell nicht aus, um den Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft im Verpackungswesen zu ermöglichen. Deshalb müssen neue Maßnahmen ergriffen werden:

1. Maßnahme 1 – Vermeidung und Minimierung unnötiger Verpackungen reduziert die Kunststoffabfälle um 8%.

2. Maßnahme 2 – Mehrwegkonzepte könnten Kunststoffabfälle bis 2040 um bis zu 23% (909 Kilotonnen) reduzieren.

3. Maßnahme 3 – Ersatz oder Substitution von Einwegverpackungen aus Kunststoff durch Papier, beschichtetes Papier oder biobasierte Materialien.

4. Maßnahme 4 – Recyclinggerechtes Design kann das Recycling im geschlossenen Kreislauf deutlich verbessern (geringere Komplexität Verpackungen, klare Fristen für Hersteller). Es fördert die Recyclingausbeute und den Wert der Rezyklate.

5. Maßnahme 5 – Die Abfalltrennung am Abfallort sowie eine hochwertige Sortierung verbessern Effizienz und Ergebnisse des Recyclingsystems durch:

  • Standardisierung des Recyclingsystems
  • Sensibilisierung des Verbrauchers
  • Eindeutiger Recyclinghinweis auf Verpackungen

 

6. Maßnahme 6 – Neue Vorschriften und Technologien für das Recycling von lebensmittelechten Kunststoffen im geschlossenen Kreislauf bei gleichzeitigem Schutz von Gesundheit und Sicherheit der Verbraucher*innen.

7. Maßnahme 7 – Recyclingmärkte: Nachfrageseitige Standards, Anreize und Marktnormen (beispielsweise Normen für Rezyklate und recyceltes Material) müssen entwickelt werden.

Deutschland kann für Europa zum Vorbild für den Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe werden.

Für Hersteller bedeutet dies:

1. Für größere Transparenz sorgen, indem Zielvorgaben zur Recyclingfähigkeit veröffentlicht werden und über Fortschritte berichten wird.

2. Sortier- und Recyclingprozesse durch Open-Source-Standards für den gesamten Lebenszyklus eines Produkts verbessern (z. B. Tracer auf der Verpackung, die im Sinne der Rückverfolgbarkeit über Zusammensetzung und Herkunft der Verpackung informieren).

3. Vereinheitlichung von Erfassungssystemen und Vereinfachung der Trennung: Derzeit existieren verschiedene Erfassungssysteme für Recyclingmaterial parallel.

4. Mit einfachen, klaren Recyclinghinweisen auf der Verpackung unterstützen und aufklären.

5. Wertschätzung von Verbraucher*innen für Recyclingmaterial zu fördern, indem diese aufgeklärt und sensibilisiert werden.

6. Potenzielle Einschränkungen der Qualität in den Blick nehmen (Downcycling durch Qualitätsminderung).

6 zentrale Kriterien für das recyclinggerechte Design von Verpackungen:

1. Abkehr von Multimaterialien für nicht lebensmittelechte Anwendungen bis 2030 und von allen lebensmittelechten Multimaterialien bis 2040, Umstellung auf Monomaterial.

2. Verzicht auf PVC, Styropor und Industrieruß ab 2025.

3. Ausschließlicher Einsatz durchsichtiger, farbloser Behälter. 

4. Einfache Entfernung von Etiketten, direktes Bedrucken von Behältern minimieren.

5. Fürs Recycling unproblematische Zusätze, Barrieren, Beschichtungen, Kleber und Farben.

6. Unproblematisches Material für Verschlüsse (Ausstieg aus Silikondichtungen und -ventilen sowie Deckeln aus PS, PVC, Aluminium und Stahl).

Weitere Daten und Fakten sowie Literaturhinweise sowie können der Studie „Verpackungswende jetzt!“ entnommen werden.

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