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Produktproben

Täglich werden Produktproben unterschiedlicher Hersteller von sogenannten „Cosmeceuticals“ in den Praxen und Kliniken verteilt.

Cosmeceuticals, eine Wortschöpfung aus „cosmetics“ (Kosmetik) und „pharmaceuticals“ (Medikament), enthalten die höchstmögliche Konzentration an Wirkstoffen, die zugelassen sind, bevor sie als Arzneimittel eingestuft werden. Sie haben dadurch ein höheres Wirkprofil als herkömmliche Pflegeprodukte.

Geben diese Proben einerseits die Möglichkeit, Patient*innen mehrere Alternativen zur Pflege ihrer Haut anbieten zu können, sind sie auf der anderen Seite problematisch für die Umwelt und stellen zudem einen Kostenfaktor für die Praxis dar.

Der Umweltfaktor

Häufig werden in Plastikfolie verpackte Kartons abgegeben, die mehrere Proben und in manchen Fällen Empfehlungsblöcke enthalten. Jede kleine Mini-Umverpackung beinhaltet ein Tübchen, welches meist aus zwei verschiedenen Kunststoffarten (Deckel und Tube) besteht. Viele der Produktproben enthalten maximal 5 bis 7 ml Inhalt, teilweise versetzt mit Mikroplastik unterschiedlicher chemischer Zusammensetzung, Manche von Ihnen enthalten Stoffe, die z.B. im Verdacht stehen, hormonaktiv oder toxisch auf aquatische Organismen zu wirken. Die energieaufwändige Produktion der Plastiktübchen basiert auf fossilen Energieträgern wie Gas und Erdöl und setzt das Treibhausgas Kohlendioxid frei.

Es ist davon auszugehen, dass am Tag tausende Proben an Patient:innen von Ärzt:innen unterschiedlicher Fachrichtungen sowie Apotheker:innen verteilt werden. Nicht alle Proben werden von Patient:innen ausprobiert. Viele der Tübchen und Sachets verbleiben zudem über das Haltbarkeitsdatum hinaus in den Praxis- und Klinikschränken und müssen von medizinischen Fachkräften durchsortiert und verworfen werden. Es ist wahrscheinlich, dass die unterschiedlichen Verpackungsarten selten durch Praxen und Verbraucher:innen getrennt werden, was in Müllverwertungsanlagen die Rückgewinnung recyclingfähiger Kunststoffe verhindert. Allein in Deutschland fallen durch Produktproben daher täglich mehrere Tonnen Verbrennungsmüll und damit Treibhausgase an. Auch ist anzunehmen, dass ein Teil der Proben durch Ausflüge und Reisen in die Umwelt gelangt oder in Ländern entsorgt werden, die kein geeignetes Abfallentsorgungs- oder Recyclingsystem besitzen.

Der Kostenfaktor

In angemieteten Objekten belegen Produktproben Stauraum und verbrauchen damit Nutzfläche, die Mietkosten generiert. Sie erfordern die Arbeitskraft medizinischer Fachkräfte zur Annahme, Einlagerung, Sortierung und Entsorgung. Der dadurch entstandene kontinuierliche Arbeitszeitverbrauch steht einer Praxis, Klinik oder Apotheke nicht mehr für andere Tätigkeiten zur Verfügung und muss dennoch entlohnt werden. Auch wird das Abfallaufkommen durch Produktproben und Umverpackungen immens gesteigert. Da sich die Abfallgebühren in den meisten Kommunen und Städten an der Höhe des Müllaufkommens orientieren, spiegelt sich dies in den zu entrichtenden Kosten wider.

Aktualisierung vom 01. August 2022

Plastik wird auf Basis fossiler Energieträger wie Erdgas und Erdöl hergestellt. Der Krieg in der Ukraine und die damit verbundene sukzessiv zu-nehmende Einschränkung der Gaslieferung an Deutschland stellen die Herstellung und Verbreitung von Produktproben daher aus ökonomischer Sicht deutlich in Frage.

© Dr. med. Dipl. Biol. Susanne Saha 06/2021

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